FORSCHUNGSPROJEKTE

Daniel Kunzelmann: „Didaktik und Digitalisierung. Neue Medientechnologien in der akademischen Wissensvermittlung.“

von | Mai 1, 2020

„Didaktik und Digitalisierung. Neue Medientechnologien in der akademischen Wissensvermittlung.“ (Post-Doc-Projekt an der Universität Basel)

Informationen unter: https://forschdb2.unibas.ch/inf2/rm_projects/object_view.php?r=4597267

Vor dem Hintergrund der umfassenden Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche lässt sich auf dem Feld der Hochschuldidaktik eine Verschränkung zweier ambivalenter Entwicklungen konstatieren, die zunehmend auch für die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften relevant werden. Einerseits kommt es zu einer steten Professionalisierung didaktischer Schulungsmaßnahmen an den Universitäten, d. h. Lehrende werden dazu angeleitet, ihren Unterricht gemäß neuester pädagogischer Erkenntnisse zu gestalten – „nachhaltiges Lernen durch kreatives Lehren“. Anderseits werden verstärkt digitale Medientechnologien in die Lehre implementiert, d. h. Dozierende greifen auf technologische Ressourcen zurück, die sie in ihrem Unterricht systematisch verwenden. Das Versprechen lautet hier oftmals: „Mehr Wissen, jederzeit zugreifbar, effizient aufbereitet“. Diese Schnittstelle zwischen Didaktik und Digitalisierung möchte ich mit meinem Post-Doc Projekt kulturwissenschaftlich erforschen. Wie sehen akademische Lehr- und Lernkontexte aus, in denen neue pädagogische Konzepte auf neue Technologien der Wissensvermittlung treffen? [1] Wie gehen (angehende) Wissenschaftler*innen mit diesen digitalen Medien und den korrespondierenden Didaktiken um und wie prägt das konkrete soziotechnologische Zusammenspiel ihren Alltag? Neben einem fundierten Blick auf Zeitregime und Techniken des Selbstmanagements (Effizienzparadigma), auf Gesundheitsdiskurse und Körperbilder (Resilienzparadigma) sowie auf die flexiblen Aneignungsformen von Lehr- und Lernräumen (Kreativitätsparadigma), verspricht dabei gerade auch eine (cyber-)feministisch motivierte Perspektive interessante Einsichten. Denn während sich das Verhältnis von Männern und Frauen in zahlreichen Studienfächern heute bereits angenähert hat, besteht sowohl in der Pädagogik als auch in der Informatik nach wie vor ein faktischer Gender-Gap. Während bspw. in Deutschland über zwei Drittel der angehenden Pädagog*innen weiblich sind, verhält es sich in der Informatik genau umgekehrt.[2] Entsprechend ist zu vermuten, dass an der Schnittstelle von Didaktik und Digitalisierung nicht nur verschiedene Paradigmen von Wissenschaft aufeinandertreffen, sondern auch, dass dort Geschlechterbilder neu ausgehandelt und ideologische Verhältnisse re-konfiguriert werden.

[1] Die Hochschulpädagogik spricht in diesem Zusammenhang von „Bildungstechnologien“, die „digitales Lehren und Lernen“ optimieren sollen (z. B. „Blended Learning“). Zusätzlich zur Hard- und Software bedarf es hierfür dezidiert auch einer neuen Form der Kompetenzvermittlung, um die „digital literacy“ der Wissenschaftler*innen zu stärken.

[2] Vgl.: https://www.zeit.de/campus/2019-10/geschlechterverhaeltnis-studiengaenge-frauen-maenner-studium-universitaet (Stand 28.04.2020).