Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Volkskunde/Kulturgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Habilitationsprojekt zur Genese von Weltbildern und sozialen Utopien am Beispiel der Physik nach dem Ende des Kalten Krieges mit besonderem Fokus auf das CERN (Centre Européen de la Recherche Nucléaire). Verschiedene wissenschaftliche Tätigkeiten an der Schnittstelle zur Physik.
Von Quanten- und Menschenwelten. Zur Verschränkung von Materie und Bedeutung
Die Frage, wie das Verhältnis von Symbolischem und Materiellem einerseits, andererseits von Menschlichem und Nicht-menschlichem beschrieben, beobachtet und gedeutet werden kann, stellt eines der grundlegenden Probleme aller Wissenschaften dar. Die US-amerikanische Physikerin, Philosophin und feministische Wissenschaftstheoretikerin Karen Barad hat in ihrem Werk als Antwort eine spezifische Deutung der Quantenmechanik, nämlich die Kopenhagener Deutung von Nils Bohr, zum Ausgangspunkt genommen. Von ihr ausgehend entwickelt sie das erkenntnistheoretische Konzept des agentiellen Realismus. Sie schlussfolgert, dass alle Objekte innerhalb von Intra-aktionen entstehen. Doch was heisst das konkret?
Im Vortrag wurden die Entwicklung des agentiellen Realismus vor ihrem physikalischen Hintergrund erläutert und die Theorie in den größeren Kontext epistemischer Zugänge eingeordnet, um die Reichweite des Konzepts am Beispiel ethnografisch gewonnener Beobachtungen zu diskutieren. Dabei wurde Quantenmechanik, Hochenergiephysik und Computational Physics mit der Frage verquickt, wie kulturanthropologische Felder und ihre Beobachter*innen theoretisiert werden können.